Victor Hugo – Der Rhein, Brief XX
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Organisation Emil Hädler
Bericht Emil Hädler
Titelbild Sarah Piller
Kontrastprogramm 1
Mäuseturm und Bahnhof – Romantik und Industriearchitektur
Victor Hugo beschreibt in Brief XX eine Wanderung durch die Rheinlandschaft flußaufwärts bis Bingen. Tatsächlich wissen wir aus seinem Tagebuch, daß er die Strecke ab Bacharach mit dem Dampfschiff zurück gelegt hat. Die Texte unterwegs sind insofern Ausdruck dichterischer Phantasie, die ihn am Mäuseturm zu einer schaurig-romantischen Überhöhung der Ruine im Rhein veranlasst. Er zeichnet den Turm mehrfach in Bleistiftskizzen, den er von Bingen aus besucht. Dort beginnt unsere kleine Fahrradreise an einem heißen Sommertag flußabwärts vorbei am Reiterstellwerk des ehem. Rangierbahnhofs Bingerbrück in Gegenrichtung zu seiner Rheinreise.
Durch eine schattige Auenlandschaft radeln wir wenige Kilometer zwischen Bahndamm und Fluss bis zur Burg Rheinstein gegenüber Assmannshausen. Im Tunnel unter den Bahngleisen binden wir die Fahrräder an und erklimmen den Burgweg mit steiler Sicht von unten. Wie ein Dornröschenschloss thront das Gemäuer auf dem senkrechten Fels über dem Rhein. Bereits Victor Hugo erwähnt die Burg als restaurierte Sommerresidenz des preußischen Kronprinzen. Sie ist eine der ersten, die im 19. Jahrhundert aus einer Ruine zu neuer Nutzung erwacht.
Der Rhein führt leichtes Hochwasser und überspült die Buhnen. Die Brombeeren sind reif. Auf dem Rhein-Radweg ist allerhand los. Wir legen eine Picknick-Pause an der mittelalterlichen Clemenskapelle ein, sitzen in der Wiese und zeichnen den Ort und die Landschaft.
Hinter Trechtingshausen treffen wir auf eine Förderrampe des Steinbruchs, über die Schüttgut auf Schiffe verladen wird. Der trockene Schlamm des letzten Hochwassers hängt noch in Stahltrossen und Winden. Wir lassen uns zum Zeichnen nieder. Der Raddampfer Goethe zieht draußen vorbei – schönstes Schiff auf dem Rhein.
Kontrastprogramm 2
Steinbruch und Burg
Von Niederheimbach aus schieben wir unsere Räder unter der Bahn hindurch den steilen Weg zur Burg Sooneck hinauf. Die reifen Brombeeren bieten die Gelegenheit zu kleinen Verschnaufpausen. Auf dem Wandererparkplatz vor der Burg finden wir das Hugo-Begleitfahrzeug vor: HU-GO 180… – das Geburtsdatum stimmt nicht ganz. Es scheint doch ein wenig, als ob er uns verfolgt. So manche Sketchers erleben das schon länger so.
Kontrastprogramm 3
Anstrengende Tour – aber entspannter Abschluss
Einige ZeichnerInnen sind etwas komfortabler mit dem Auto angereist und erwarten uns schon. In der Burg Sooneck legen wir unsere Leporelli aus, entfalten das Kultursommer-Banner und stellen uns dem Fotografen der Allgemeinen Zeitung zum Gruppenbild. Die besondere Sensation ist der Blick hinunter in den Abgrund des Steinbruchs. Die geschundene Landschaft mitten im Weltkulturerbe steht in hartem Kontrast zur romantischen Märchenburg Sooneck. Der Sketchwalk N°5 findet seinen Abschluss auf der Burgterrasse.
… und zum Glück müssen die Radler nachher bergab nur noch rollen lassen.