Organisation Team
Bericht Emil Hädler
Titelbild Emil Hädler
Der zehnte und letzte Sketchwalk 2021 bescherte uns die lange erwartete Rheinschifffahrt – immer wieder wegen Corona verschoben – mit dem Vintage-Dampfer Caecilia. An diesem sonnigen Herbst-Nachmittag des 16. Oktober zogen wir nach der Rückkehr vom Anleger zur Rheinfelshalle in Sankt Goar am Fuß der gleichnamigen Burg. Dort entstand mit den eingesammelten Tagesergebnissen eine improvisierte Pop-Up Ausstellung. Die Halle bot mit ihrem leicht beweglichen Mobiliar optimale Bedingungen für eine solche spontane Präsentation. Leporelli im vertikalen Format ließen sich einfach ans Volleyballnetz klemmen. Skizzenbücher lagen auf Buchständern und Tischen aus. Das natürliche Licht war optimal. Mehr Ausstellungstechnik brauchten wir nicht.
Der Zulauf an diesem Tag hat uns überrascht. Nach den dunklen Pandemie-Monaten war es eine Freude, gemeinsam die Vielfalt und Bandbreite der Rheinmotive zu bestaunen und zu diskutieren, die die Sketchers da an einem einzigen Tag zustande gebracht hatten. Das Orga-Team aus (v.l.n.r.) Katja Rosenberg, Clara Schuster, Anne Nilges und Emil Hädler begrüßte gemeinsam mit Sarah Piller, Zweckverband Oberes Mittelrheintal und dem erste Beigeordneten der Stadt Goar Stefan Krick die zahlreichen Besucher, die sich Corona-gerecht auf Abstand zwischen den Zeichnungen bewegen konnten. Wie am Rhein unvermeidlich gab es dazu Riesling und Bretzeln. Parallel konnten die Besucher im Foyer der Rheinfelshalle die Ausstellung Rheinromantik? des Binger Kunstvereins betrachten. Mit diesem Ereignis fand unser Kultursommer-Programm der Urban Sketchers Rhein-Main für 2021 ihren Abschluss.
Informations-Panels aus der ersten Ausstellung in der Galerie Markt1 in Bacharach vom Sommer 2020 konnten wir wieder verwenden. Die politisch brisanten Zeiten von Victor Hugos Rheinreise werden darin erklärt. Damals drohte 1840 ein Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, der dreißig Jahre später 1870 tatsächlich ausbrach. Unsere Rheinreise auf der Spur des Dichters versteht sich deshalb auch als Teil einer völkerverständigenden Friedensinitiative, weil Victor Hugo selbst sie so sah: Er wollte für Verständnis werben über Gräben und Mauern in den Köpfen hinweg.
Das besondere Format dieser Victor Hugo Urban Sketch Voyage 2.0 wird uns mit seiner mächtigen Ausbeute aus zwei Jahren erneut im Sommer 2022 im Kultursommers Rheinland-Pfalz beschäftigen. In einer drei Monate dauernden Ausstellung im Museum am Strom in Bingen wollen wir als Gesamtschau zeigen, wie die Zeichnerinnen und Zeichner heute die alte Idee der Rheinreise interpretieren und dabei die Welt umspannende Idee des Urban Sketching vorstellen. „Wie zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung“. Nicht immer ist „schön“ oder „romantisch“, was wir am Rhein beobachten. Entlang dieser internationalen Wasserstraße, der meist befahrenen in Europa haben die Zeiten und deren Interessenskonflikte sichtbaren Spuren in der Kulturlandschaft hinterlassen. Auch und gerade deswegen wurde dem Oberen Mittelrhein das Prädikat Weltkulturerbe verliehen. Wir freuen uns auf die letzten Stationen dieser Reise, die in Heidelberg ihren Abschluss finden wird.